DIE REISEN

DEUTSCHLAND - Dresden im Dezember 2011 - Verkehrsmuseum Dresden


           

Das Dresdner Verkehrsmuseum befindet sich im Johanneum am Neuen Markt. Das Gebäude selbst war einst der Marstall und die Kutschenremiese sowie die Rüst- und Harnischkammer. Erbaut bis 1590, diente es bis ca. 1870 diesem Zweck. Bereits ab 1747 war im Obergeschoss eine Gemäldegalerie untergebracht. Bis 1876 erfolgte der letzte Umbau unter König Johann (daher der Name Johanneum) zum Museum.

Bei den Luftangriffen im Februar 1945 brannte das Gebäude vollständig aus, schon 1950 begann der Wiederaufbau, das Verkehrsmuseum wurde 1956 im noch stark beschädigten Gebäude eröffnet.

 

Die Eingangshalle ziert ein AWF Rennsportwagen der Klasse F, der VEB Automobilwerke Eisenach von 1954. Ausgangspunkt der Entwicklung dieses Fahrzeugs war die bewährte Technik des BMW 328. Das Teil war immerhin 235 km/h schnell!

 

In der Automobilhalle findet sich dann ein ganz seltenes Stück, ein Pilot Wagen 6/30 von 1926. 4 Zylinder, 1500cm³, 32 PS, 95 km/h

 

In Bennewitz bei Dresden stellte die Firma Pilot Wagen bis 1928 nur wenige Hundert Fahrzeuge her, einziges Modell der 6/30, von dem heute  nur noch drei Wagen existieren. Einer hier im Museum, zwei sind im Besitz eines Autohauses in Freital.

 

Der Röhr 8 Typ F von 1933

                      

 

Der Typ F war ein Fahrzeug der oberen Mittelklasse mit einem 8 Zylindermotor bei 3300cm³ mit 75 PS und 125 km/h Spitze. 1926 begann der Bau bei der Automobilfabrik Röhr Auto AG zunächst so erfolgreich, dass 1928 bereits 2200 Wagen mit 800 Mitarbeitern hergestellt wurden. 1931 wurde die Neue Röhr AG gegründet, der Konstrukteur Ferdinand Porsche entwickelte den hier zu sehenden Typ F, von dem bis 1934 noch gut 350 Stück hergestellt wurden.

 

Der Wanderer W 10/IV von 1932 von der Wnderer Werke AG Chemnitz

Den Namen Wanderer entliehen die Firmengründer der Übersetzung des englischen Rover.  Zunächst wurden Fahrräder, ab 1902 Motorräder produziert. Der erste Wagen entstand 1905, die Serienproduktion startete 1913.

 

Der W10, links als Typ IV, rechts als Typ I wurde in insgesamt 12500 Stück gefertigt. Der IV kostete 1932 als Limousine 4850 RM. Mit 4 Zylindern bei 1550 cm³ leistete er 30 PS für eine Spitze von 85 km/h. Es gab von ihm neben der Limo und dem Roadster noch einen Landaulet mit 4+2 Sitzen (Droschke) und ein Sportcabrio.

Die zivile Pkw-Produktion endete bei Wanderer im Jahre 1941

 

Der Simson Supra SO 8/40 von 1925

Die Gebrüder Arthur und Julius Simson begannen als Waffen- und Fahrradfabrikanten. Die Simson & Co Automobilfabrik in Suhl begann 1911 mit der Pkw Produktion, welche 1934 (unfreiwillig) eingestellt wurde. Die jüdischen Besitzer Simson wurden 1935 enteignet, Ihr Besitz ging in die nationalsozialistische Wilhelm-Gustloff-Stiftung über. Die Gebüder konnten 1936 in die USA fliehen.

Die Simson SO Modelle galten als Hochleistungssportwagen, ca. 750 Modelle waren hergestellt worden, vom Supra SO sind noch zwei Exemplare bekannt. Dieses hier im Verkehrsmuseum Dresden und eines im Besitz von Manfred Krug. Der 4 Zylinder mit 1950 ccm leistete 40 PS und war für 110 km/h gut.

 

Der BMW AM1 - steht für Automobilkonstruktion München Nr.1 - von 1932

Der AM 1 ist die erste eigenständige Fahrzeugkonstruktion der Marke BMW. Dazu hatten die Bayerischen Motoren Werke 1928 die in Schwierigkeiten geratene Fahrzeugfabrik Eisenach (Tochterunternehmen der Waggonfabrik Eisenach) für 800 000 RM gekauft. Gezahlt wurde in BMW Aktien und 200 000 RM in bar. Bis dahin produzierte man dort den berühmten Dixi.

Chassis und Technik stammten vom BMW Zweigwerk Eisenach, die Karosserie wurde von der Daimler-Benz AG in Sindelfingen gefertigt. Man kann es heute noch - nach gut 80 Jahren - sehen, beide Hersteller produzierten außerordentliche Qualität, woran sich im wesentlichen bis heute nichts geändert hat.

  

 

Der EMW 340 der Eisenacher Motorenwerke (ehemals BMW Eisenach)

Zum Verwechseln ähnlich, das vom weiß/blauen BMW-Propeller abgeleitete rot/weiße EMW-Emblem (EMW produzierte seine Fahrzeuge bis 1952 mit dem weißblauen BMW-Emblem, wogegen BMW erfolgreich klagte und das rotweiße Zeichen eingeführt wurde.

Der EMW 340 ist eine Weiterentwicklung des vorkriegs BMW 326

 

Links ein EMW 340/1 noch mit BMW-Emblem, rechts die Heckansicht eines EMW 340/2

6 Zylinder bei 1971 ccm ergaben 57 PS, die für 120 km/h reichten, es wurden von 1947 bis 1955  21200 340er produziert.

 

IFA - Industrieverband Fahrzeugbau

Der IFA F8 - VEB Kraftfahrzeugwerk Audi Zwickau

Hier in der seltenen Cabriolet-Version. Das Fahrzeug befindet sich im unrestaurierten Originalzustand, nachdem es 35 Jahre in einer Garage stand...... Das Motörchen hatte 690ccm und 2 Zylinder Zweitakt. 20 PS brachten 85 km/h Spitze. Er gilt als der Großvater des Trabant. Bereits 1938 stellte DKW den F8 vor, er wurde bis 1942 produziert. Nach dem Krieg nahm IFA die Produktion wieder auf, bis 1955 wurden ca. 26000 F8 in verschiedenen Karosserieversionen hergestellt.

 

Der IFA F9

Auch der F9 ist eine Vorkriegsentwicklung von DKW, 1939 als DKW F9 vorgestellt, verhinderte der Krieg den Produktionsbeginn. Von 1950 bis 1953 wurde das Fahrzeug bei Audi Zwickau gebaut, ab 1953 wurde die Produktion nach EMW Eisenach verlagert. Das Fahrzeug hieß dann EMW 309. Der IFA F9/EMW 309 kam auf insgesamt ca. 30000 Einheiten. Es war ein 3 Zylinder mit 900 ccm und 28 PS, bei 110 km/h Spitze. Die Konstruktion des F9 bildete die Grundlage für den IFA Wartburg 311

 

Der IFA Wartburg 311/300

Hier in der Hardtop - Coupe Version, sein Preis seinerzeit : 17200 DDR Mark.

 

Prototyp Wartburg 355 von 1968/69

Wer das nicht erkennt, ist blind ! Hat VW 1973 beim Passat von Wartburg von 1968 abgekupfert ?

 

Die Konzeption des Wartburg 355 war 1968 wirklich seiner Zeit voraus. Leider erkannten dies die (politisch) Verantwortlichen nicht, das Projekt wurde eingestellt. Jahre später gelang dann VW mit dem Passat ein großer Wurf.

 

Das Museum präsentiert nicht nur diese sehenswerten Personenkraftwagen, auch einige interessante Motorräder werden vorgestellt.