INTERESSANTES

Mensch in Fahrt - Unterwegs mit Auto & Co.  Eine Ausstellung im Deutschen Technikmuseum Berlin


           

Endlich ist es mir einmal gelungen, eine Ausstellung am Eröffnungstag zu besuchen !

Vor dem Eingang wurde man von einem Maybach SW 42 empfangen, das war mehr als stilecht...

Maybach baute von 1921 bis 1941 Luxuslimousinen, jedoch nur die Technik, die Karossen wurden fremdgefertigt, jede individuell... Von den 1600 bis 2300 gefertigten Modell (die Zahlen gehen hier in der Literatur weit auseinander, von mindesten 1600 Wagen ist jedoch auszugehen) sind heute noch 160 erhalten, jedes Modell ein technisches Meisterwerk ! Der SW 42 (Name kommt von der Schwingachse - SW, 42 bedeutet 4,2 L Hubraum) ist das letzte hergestellte Modell, der 2.Weltkrieg hatte begonnen und Maybach baute statt tollen Autos Panzermotoren....

 

Der BENZ 21/50 von 1915

Hersteller : Benz & Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik Mannheim

Diese Firmenbezeichnung mag einen verwundern, kennt man doch Daimler-Benz und Mercedes-Benz. Dazu muss man wissen, dass es 1915 die Daimler-Benz AG noch nicht gab, sie wurde erst 1926 gegründet, gebildet aus den Firmen Daimler-Motoren-Gesellschaft (gegründet von Gottlieb Daimler 1890) und Benz & Cie. (gegründet von Carl Benz am 1.Oktober 1879)

Mercedes-Benz ist kein Firmenname, er bezeichnet die Fahrzeuge der Daimler-Benz AG. Die Verwendung des Namens Mercedes (Vorname der Tochter eines Daimler Automobilhändlers) im Zusammenhang mit Daimler fand erstmals 1900 statt, als ein Daimler-Mercedes MOTOR so bezeichnet wurde. In der Folge wurden dann auch Daimler Fahrzeuge als Daimler-Mercedes bezeichnet. Der Mercedesstern wurde 1909 als Warenzeichen eingetragen und ziert seit 1910 alle Daimler und später Daimler-Benz Fahrzeuge.

Hintergrund der Benennung der Daimler-Benz Fahrzeuge als Mercedes-Benz ist auch, dass Gottlieb Daimler seinerzeit den Markennamen Daimler für Fahrzeuge für alle Zeit verkaufte. So kommt es, dass die englische Fahrzeugedelschmiede Daimler diesen Namen führen darf und Daimler-Benz Fahrzeuge eben Mercedes-Benz heißen.

 

Das erste Sechszylindermodell von Benz, 5,4 L Hubraum, 50 PS, 82 km/h Spitze bei 23 L Verbrauch auf 100 km !

Der hier ausgestellte Wagen ist eine Sonderanfertigung für den deutschen Botschafter in London. Er überstand beide Weltkriege und kam 1981 an seinen Entstehungsort zurück.

 

Der NAG - Rennsportwagen von 1913

Die bereits seit 1900 bestehende Allgemeine Automobil Gesellschaft wurde 1915 in die Nationale Automobil Gesellschaft (NAG)umbenannt.

600 Facharbeiter fertigten die Fahrzeuge in Berlin - Oberschöneweide bis 1932, dann übernahm BÜSSING das unwirtschaftliche Unternehmen und fertigte dort weiter LKWs. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das NAG-Werk, das in der Sowjetischen Besatzungszone lag, demontiert und eine Reparatur-Werkstatt für die Rote Armee eingerichtet. Diese wurde später die größte ostdeutsche LKW-Werkstatt in der DDR.

 

Der Mercedes-Benz Nürburg 460

Der Mercedes-Benz W 08 war der erste Achtzylinder des Werkes. Sein Konstrukteur war Ferdinand Porsche, zu der Zeit bei Mercedes-Benz beschäftigt. Dieses für das Jahr 1929 schon etwas "altbackene" Modell war zu teuer und hatte wenig Erfolg auf dem Markt. Die auf Halde produzierten Modelle mussten mit Verlust verkauft werden. Der Achtzylinder von Horch war moderner und preiswerter. Bei 30 Liter Verbrauch auf 100 km und "lediglich" 110 km/h Spitze konnte sich das Modell nicht durchsetzen. Auch die Verjüngungskur mit dem Modell Nürburg 500 (ab 1931) brachte nicht den gewünschten Absatz. Trotzdem wurden die Modelle bis 1339 produziert.

Einen Erfolg hatte der Wagen jedoch auch : Er gilt als des erste "PAPAMOBIL", denn dem Papst Pius XI wurde 1930 ein Nürburg 460 Pullman geschenkt! Es handelte sich um eine Spezialversion, da auf das Fahrwerk des 460er die Karosse des "Großen Mercedes 770" montiert wurde. Das war dann die Erhebung in den automobilen Adelsstand.

Foto : Daimler

Das hier ausgestellte Fahrzeug ist eine Vollrestaurierung von 2007, durchgeführt im Erzgebirge.  Was für eine Augenweide !

 

Der NAG - Protos 208 von 1931

Dieses Sport-Cabriolet war etwas für den gehobenen Geldbeutel - und das in Zeiten der Weltwirtschaftskrise.

Sechszylinder mit 80 PS bei 4 L Hubraum uns 110 km/h Spitze waren zwar gute Werte zu dieser Zeit, doch Horch und Mercedes-Benz waren zu starke Konkurrenten. So wurde die Produktion 1933 eingestellt, nach insgesamt nur 2000 Exemplaren der Sechszylinderserie.

Das hier ausgestellte Fahrzeug rottete im Kriegsschutt einer verfallenen Villa in Braunschweig bis 1989 vor sich hin. Erst nach dem Tod des Besitzers konnte das Museum das Stück erwerben und neu aufbauen - mehr als gelungen !

 

Grade Kleinwagen 4/16 von 1922

Nach dem Ersten Weltkrieg gründete der Flugzeugkonstrukteur Hans Grade eine Automobilfabrik in Borkheide, Potsdam-Mittelmark bei Berlin, da der Versailler Vertrag die Produktion von Flugzeugen in Deutschland verbot.

Das Modell 4/16 war 1924 der meistverkaufte Kleinwagen (Zweisitzer) in Deutschland, hatte 2 Zylinder (Zweitakt) und 16 PS aus 800 cm³. Immerhin waren 75 km/h Spitze drin ! Nach nur knapp 2000 gebauten Fahrzeugen ging die Firma 1927 in Konkurs, die Modelle von Hanomag (Kommißbrot) und Opel (Laubfrosch) waren in diesem Segment zu starke Konkurrenten. Es sind drei erhaltene Exemplare bekannt.

 

Der Ford T von 1925

Lange Zeit war die Tin Lizzy das meistgebaute Auto der Welt. Von 1908 bis 1927 wurden über 15 Millionen Stück gebaut. Erst 1972 löste der VW Käfer den alten Rekordhalter ab, im Laufe der Zeit dann aber gründlich : 21,5 Million Käfer wurden bisher gebaut.

Das Ford T Modell war zugleich das erste, welches in Fließbandproduktion hergestellt wurde - der Beginn einer weiteren industriellen Evolutionsstufe !

Auch in Berlin wurden Modelle des Ford T hergestellt : 1926 mietete Ford von der Berliner Hafen-und Lagerhausgesellschaft eine Getreidehalle am Westhafen in Moabit als Montagehalle an. Ab April 1926 wurden dort von 30 Arbeitern aus Einzelteilen die ersten „Blechlieseln“ montiert; deren Import wurde niedriger besteuert als derjenige fertiger Autos.1929 beschäftigte das dortige Montagewerk 450 Personen. Die Berliner Produktion wurde am 15. März 1931 beendet und im neuen Werk Köln fortgesetzt.

Diese Exemplar  hier hat folgende Geschichte : 1925 in den USA gebaut, überstand es die Zeiten bis 1991. Dann wurde der Wagen in Chicago von dem russischen Ingenieur Satanowski erworben, der seit 1979 ein Kfz-Sachverständigenbüro in Berlin betrieb. Großzügigerweise schenkte Herr S. den Ford dem Museum - ihm sei Dank dafür !

 

Die Windhoff 750 Vierzylinder von 1927

Dieser TRAUM von einem Motorrad stammt aus der Schmiede von Hans Windhoff Motorenbau, ab 1920 in Berlin-Friedenau. Die bullige 750er mit vier Zylindern wurde bis 1931 in 1450 Exemplaren gefertigt.

Die ausgestellte Maschine wurde 1981 vom Deutschen Technikmuseum für 40.000.- DM erworben, sie war gebrauchsfähig aber in bedenklichem Zustand. Die erfolgte Restaurierung schlug mit 16.500.- Euro zu Buche , so ein Schmuckstück kostet also ne Stange.....

 

Nun kommen wir zur Nachkriegszeit mit nicht minder interessanten Exponaten....

 

Der VW-Käfer von 1951 - Brezelfenster

Viele Menschen denken, der VW Typ 1 (so heißt der Käfer werksintern) sei eine Entwicklung von Ferdinand Porsche. Dem ist nicht so ! 1955 wurde dem Konstrukteur Bela Barenyi die Urheberschaft am Käfer gerichtlich zuerkannt. Bereits 1925 hatte B. in Wien Entwürfe bei der dortigen Maschinenbauanstalt eingereicht, die ganz wesentlich die Grundstrukturen des späteren VW Käfers tragen. Wie dem auch sei, so wie wir den Käfer aus der Vorkriegsproduktion kennen (noch keine Serienfertigung), so stammt der Entwurf ebenfalls ganz wesentlich von Ferdinad Porsche.

Hier ist ein "Export" zu sehen, erkennbar an der Chromstoßstange.

 

Der Citroen 2 CV

Die "URENTE" von 1939


Foto : Mondial de l automobile de Paris (October 2006)

Das " Hässliche Entlein" brachte es zwischen 1949 und 1990 auf gut 5,1 Millionen gebaute Exemplare !

 

Alter Schwede !

Der SAAB 92 A von 1952

Saab orientierte sich bei diesem Modell an den Vorkriegs - DKWs. So hatte er Frontantrieb und einen Zweitakter mit 2 Zylindern, 764 ccm und 25 PS. Zunächst wurde er nur in diesem Grün ausgeliefert, weil Saab aus der Flugzeug-Kriegsproduktion Überkapazitäten an dieser grünen Farbe hatte. Das Modell brachte es auf 20100 Fahrzeuge.

 

Der stattliche Opel Kapitän P von 1962

Opel baute die Kapitäne von 1938 bis 1990, immer mit Sechszylindermotor. Insgesamt liefen 455000 Exemplare vom Band (Zahl ist nicht bestätigt). Der hier gezeigte P 2,6 hatte 2,6 L Hubraum mit 90 PS, gut für 150 km/h Spitze. Wegen seines üppigen Innenraumes waren die Kapitäne bei größeren oder beleibteren Menschen sehr beliebt !

 

Ebenfalls von 1962 der Porsche 356 Coupé

Der 356er ist das erste Serienmodell von Porsche, von 1948 bis 1965 wurden 76302 Fahrzeuge hergestellt. Hier ist der 356 B zu sehen, gebaut von 1958 bis 1963. Der "B" hat höher gesetzte Scheinwerfer und bekommt so rundere Kotflügel. Er war mit Motoren von 60 PS (Lady) bis 155 PS (Sportversion 2000 GS-GT) zu haben.

 

Der Mercedes-Benz W110 - die kleine Heckflosse - hier als 190 D von 1963

 

 Er galt als "unkaputtbar" und war das beliebteste Taxi seiner Zeit. Gebaut wurden immerhin von 1961 bis 1968  628000 Exemplare. Die Modelle 190 D und 200 D hatten jeweils 2 L Hubraum bei 55 PS - 0 auf 100 in 30 Sec., Spitze 129 km/h

 

Der NSU Ro 80

Ro stand für Rotationskolbenmotor (auch Kreiskolben- oder Wankelmotor genannt) Motortechnik und Fahrzeugkeilform waren revolutionär, das Konzept konnte sich wegen der vielen Motorenschäden aber nicht durchsetzen. Es wurden 37406 Exemplare von 1967 bis 1977 gebaut.


Foto : softeis

Der Wankelmotor mit seinen problematischen Dichtlippen

 

Hier endet mein Rundgang durch diese wirklich gut gemachte und sehr interessante Ausstellung. Natürlich gab es noch viel mehr zu sehen und zu entdecken - das hier ist halt meine Auswahl. Wenn's gefallen hat, schreib doch mal was ins Gästebuch ?