INTERESSANTES

Gransee im Juli 2012


           

 

Unserem Vorsatz, jede Woche mindestens einen Ausflug zu machen, sind wir nicht immer treu geblieben. Diesmal jedoch gings nach Gransee, ein Städtchen nördlich von Berlin, an der B 96. In der Vergangenheit sind wir mit den Motorradfreunden oft daran vorbeigesaust, ohne den Ort zu besuchen. Nachdem ich zufällig auf ein Bild vom Luisendenkmal stieß, wurde unser Interesse für einen Stadtbesuch geweckt.

Der historische Stadtkern mit der fast vollständig erhaltenen und begehbaren Stadtmauer

Die Stadt kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, das Gebiet der heutigen Stadt Gransee war bereits zur Bronzezeit besiedelt, was das Schwert von Gransee beweist. Der Fund wird auf die mittlere Bronzezeit (1600 - 1300 v. Chr.) datiert .

In der Folge siedelten hier Sueben, später dann Slawen. Mit der Eroberung Brandenburgs durch Albrecht den Bären 1157 begann die Besiedelung durch Deutsche aus Gebieten westlich der Elbe.

Nächster Meilenstein war der Baubeginn der Marienkirche 1250.

Der Feldsteinunterbau der Türme stammt aus dem 13. Jahrhundert. Um 1450 entstanden die Türme selbst mit der Besonderheit, dass ein Turm eine steinerne Spitze, der andere eine hölzerne Spitze aufweist. Schiff und Kapelle entstanden bis ca. 1560. Was mich immer wieder erstaunt ist, welche "riesige" Kirchenbauten die Menschen zu der Zeit realisierten, einmal von der Finanzierung her, dann aber auch vom Bauvolumen. Man sollte dabei bedenken, dass Gransee zu dieser Zeit kaum 3000 Einwohner hatte, von denen zB 1611 anläßlich der Pest 1500 verstarben.

Ein weiteres Schmuckstück ist der Spätgotische Schnitzalter im Kirecheninneren, entstanden um 1400.

Beeindruckend auch das Kriegermahnmal zum Deutsch-Französichen Krieg 1870/71, auf dem detailliert die im Felde gebliebenen Söhne der Stadt erwähnt werden.

1262 erhält Gransee Stadtrechte, man beginnt um 1300 mit der Errichtung der Stadtmauer mit 33 Weichhäusern und zwei Toren.

Die Weichhäuser waren vorgebaute Verteidigungsstellungen, von innen besetzt, nach außen wirkend. Die Chronik von Gransee (Friedrich Knuth) zeigt auf :

Die Stadt wurde verteidigt durch Hauptleute, Fähnriche und Lanzenknechte. Jeder Bürger war zum Schutz- und Militärdienst verpflichtet und mit Pfeil&Bogen, Spieß und Lanze vollständig bewaffnet. Die 33 Weichhäuser wurden dann im Verteidigungsfall von den Bürgermilizen besetzt.

Heute bewachen niedliche Katzen die Stadtmauer :

In die Stadtmauer eingefügt der Pulverturm aus dem 15. Jahrhundert

Der Hauptzugang zur Stadt erfolgte über das Ruppiner Tor, spätgotische Backsteinarchitektur von ca. 1475

Blick auf die Stadt

Blick aus der Stadt

Gleich neben dem Ruppiner Tor steht die Hospitalkapelle von 1315.

Über Jahrhunderte diente das Spital "Heiliger Geist" der Versorgung alter Menschen. Die Bürger konnten "Anteile" erwerben, sofern sie nicht von Erben versorgt werden konnten.

Das Luisendenkmal

Es steht auf dem Schinkelplatz, der 1711 als Neuer Markt angelegt wurde. Als 1810 die Königin Luise mit nur vierunddreißig Jahren völlig unerwartet in Hohenzitzeritz verstarb, machte der Trauerzug auf dem Weg nach Berlin in Gransee über Nacht Station. Zur Erinnerung daran ließ die Stadt dieses Denkmal errichten, Schinkel lieferte den Entwurf, die Königliche Gießerei Berlin führte aus.

Um 1270 gründeten Franziskaner das Kloster.

742 Jahre später brachte uns unser treuer Benzele an diesen Ort.

Das Gebäude hat eine wechselvolle Geschichte. Wohl um 1300 fertig gestellt blieb es nur bis 1561 eigenständiges Kloster. Im Rahmen der Säkularisierung verkaufte der Kurfürst Joachim II. das Kloster für 200 Gulden an die Stadt. Bereits 1604 zerstörte ein Brand die Klosterkirche, die Ruine blieb noch ein Jahrhundert stehen, bis 1711 beim großen Stadtbrand weitere Teile der Klosterarchitektur beschädigt wurden. So diente es danach als Quelle für Baumaterial, besonders die Ziegel waren begehrt.

Man verlässt die Stadt über das nicht mehr erhaltene Zehdenicker Tor, unweit dieser Stadtmauerstelle.

Wie machten dann noch einen Abstecher zum Gästehaus der Bundesregierung, dem Schloss Meseburg

Reichsgraf von Wartensleben ließ sich das barocke Schloß 1739 errichten. Späterer Besitzer war Major Kapphengst, der das Schloß von Prinz Heinrich 1774 geschenkt bekam !

Ein weiterer späterer Eigentümer, der Herausgeber der Vossischen Zeitung, Carl Robert Lessing, kaufte das Schloss für seinen Sohn, Gotthold Ephraim Lessing d.J.

1995 erwarb die Messerschmidt-Stiftung das baufällige Gebäude und sanierte es komplett. Mit dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin wurde hier ein neues Gästehaus benötigt. Die Stiftung übergab die gesamte Anlage der Bundesregierung zur Nutzung. Erster Staatsgast war der französische Staatspräsident Jacques Chirac.

Wer hat sich hier wo versteckt ?